„Halleluja! Singet dem Herrn ein neues Lied“! Diese Aufforderung nach dem neuen Lied aus dem Beginn des Psalms 149 hat der Chor der Friedenskirchengemeinde in Angelmodde/
Gremmendorf immer gerne wörtlich genommen! Seit ich vor nunmehr fast 30 Jahren den Chor übernommen habe, singen wir sehr viele neue Lieder – und damit meine ich nicht nur neues geistliches Liedgut. Immer bedeutete das auch große Herausforderungen für den Chor, durchaus auch gelegentlich für die Zuhörerschaft. Aber auch die „alten“ Kirchenmusiker – allen voran der für mich unübertreffliche Johann Sebastian Bach – haben stets die Musik ihrer Zeit bzw. ihre eigenen, neuen Werke aufgeführt, eigentlich steht es also in einer guten Tradition. Wir haben folglich etliche umfassende moderne Kompositionen einstudiert und auf diese Weise sogar viele Münstersche Erstaufführungen zu Gehör gebracht. Solche Werke waren die Misa Tango von Martin Palmeri, die Jazz Mass von Bob Chilcott, die New York Mass von Joachim Schöpsdau, die Latin Jazz Mass von Martin Völlinger und viele andere, auch Eigenkompositionen, etwa die Kantaten „Aurelius und der Schafsdieb“ oder „Haboub – Der Sandsturm“ oder die Motette „De profundis“, die dann wirklich „brandneu“ waren. Aber natürlich pflegen wir auch das traditionelle Repertoire.
Es begann eigentlich damit, dass wir relativ viele englischsprachige Kompositionen gesungen haben, was zugegeben nicht immer auf Gegenliebe bei den Gemeindegliedern stieß. Aber das Gründerehepaar Metzger – Tilman Metzger war lange Pfarrer an der Friedenskirche in Münster, die ersten Proben fanden noch in Metzgers Wohnzimmer statt – pflegte sehr intensive Kontakte zum Seelsorgeteam der benachbarten englischen Kaserne. So haben wir damals oft in der britischen Garnisonskirche gesungen, u. a. gerne Spirituals und Gospels. Und so kam es zur Aufführung des ersten großen Werkes, der Gospel Mass von Robert Ray.
Für mich ist Kirchenmusik die intensivste Form zu musizieren – weil sie stets eine Aussage, einen Inhalt transportiert. Schon als Jugendlicher habe ich immens viel Zeit auf der Orgelbank gesessen und die Kirchenmusik hat mich nicht mehr losgelassen, obwohl es beruflich in andere Richtungen ging. Und was gibt es Schöneres als im Chor zu singen? In einer solchen Gemeinschaft synchronisiert sich schon der Herzschlag nach wenigen Takten, der Neurologe Gerald Hüther spricht von „sozialen Resonanzphänomenen“, der Altbundespräsident Joachim Gauck hat beim Chorsingen daher vom Einstimmen in ein „größeres Wir“ gesprochen, Schiller hat gedichtet „Es schwinden jedes Kummers Falten, solang des Liedes Zauber walten“ (also in den Chor kommen statt Antidepressiva, Lifting und Botox!), und Bremens ehemaliger Bürgermeister Henning Scherf, der heute noch im Chor singt, schwärmte: „Manchmal bin ich nach den Proben so euphorisch, dass ich mich fühle, als hätte ich eine Spritze mit Adrenalin verpasst bekommen.
Die Leute, die meinen, sie könnten durch Wellness und Ölmassagen in Schwung kommen – die haben überhaupt keine Ahnung, wie schön Chorsingen sein kann“. Und die Kirchenväter wie auch Martin Luther waren sich darin einig, dass Singen die ausdrucksstärkste Möglichkeit ist, zu beten, Gott zu loben und mit ihm in Kontakt zu kommen.
Und die Verbindungen zu Wolbeck? Sehr vielfältig: Der erste Leiter des Chores war Herr Zurmühl aus Wolbeck! Viele unserer Aufführungen wurden über Jahre durch die hervorragenden Musikerinnen und Musiker aus dem Dozententeam der Musikschule Wolbeck begleitet, ein Teil der Sängerinnen und Sänger wohnen in Wolbeck oder Albersloh und es hat etliche Aufführungen in den beiden Wolbecker Kirchen gegeben, vor allem auch in der Christuskirche, wo der Chor immer mal wieder seit vielen Jahren zu hören war – auch bedingt durch personelle Verbindungen zwischen Chormitgliedern und dem Wolbecker Seelsorgeteam.
Und auch in Albersloh haben wir bereits einen Gottesdienst musikalisch gestaltet. Der Posaunenchor der Friedenskirchengemeinde hat ebenfalls immer mal wieder in Wolbeck bzw. Albersloh gewirkt. Und so soll es weitergehen: Wenn die Gemeinden nach und nach zusammenwachsen, sollten wir über gemeinsame kirchenmusikalische Aktivitäten nachdenken, das Potenzial würde sich verdoppeln und zusammen zu musizieren dürfte der einfachste und mitreißendste Weg sein, sich zu begegnen und besser kennen zu lernen!