
Bei der Suche nach Texten der Dankbarkeit im Alten Testament, der sogenannten Hebräischen Bibel des Judentums, bin ich auf die Psalmen gestoßen. In diesen Liedern stimmen Einzelne aber auch Gruppen das Loblied auf den Gott des alten Bundes an.
Es sind drei Psalmen, die die Dankbarkeit besonders besingen.
Zuerst ist es der Psalm 92, die Verse 1-7
Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken
und lobsingen Deinem Namen, du Höchster,
des Morgens Deine Gnade
und des Nachts Deine Wahrheit verkündigen.
Auf dem Psalter mit 10 Seiten,
und der Harfe und zum Klang der Zitter.
Denn, Herr, Du lässest mich fröhlich singen von Deinen Werken,
und ich rühme die Taten Deiner Hände.
Gedankt wird, wie es im Psalm heißt, für Gottes Gnade am Morgen. Welche Gnade ist es, gut geschlafen zu haben, nicht von dunklen Gedanken um den Schlaf gebracht worden zu sein, gesund sich zu fühlen und alle Glieder bewegen zu können, sich auf den neuen Tag zu freuen, ihn heiter und fröhlich zu beginnen. Danke für das Geschenk des neuen Tages, der einmalig ist und nicht wiederholbar.
Der zweite Dank bezieht sich auf die Nacht, die Dunkelheit, das Grübeln, den Rückblick auf den vergangenen Tag, die Ereignisse zum Freuen oder zum Trauern. Jenseits unserer Gedanken und Wahrheiten über Vergangenes leuchtet Gottes Wahrheit auf, die dem menschlichen Zugriff entzogen ist, keine alternativen Wahrheiten und fake news, keine Lügen und Verschwörungstheorien.
Gottes Wahrheit über uns Menschen beschreibt der Beter des Psalms mit dem Loblied über Gottes Werke und dem Rühmen der Taten seiner Hände. Die Schöpfung als Gottes Werk zeichnet nicht nur uns Menschen aus, sondern auch diese Welt in aller Verworrenheit und Endlichkeit. Wir können uns fest machen in der Aussage am Ende des priesterlichen Schöpfungsberichtes: Und siehe, es war sehr gut.
Ein weiterer Psalm nimmt auch das Lob über Gottes Schöpfung wieder auf:
Psalm 100,1-5
Jauchzet dem Herrn, alle Welt!
Dienet dem Herrn mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!
Erkennet, dass der Herr Gott ist!
Er hat uns gemacht und nicht wir selbst
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
danket ihm, lobet seinen Namen!
Denn der Herr ist freundlich, und seine Gnade währet ewig
und seine Wahrheit für und für.
Kräftige Worte benutzt der Psalmist: Jauchzen, Dienen, Frohlocken; denn es geht um die Erkenntnis, dass Gott der Herr uns gemacht hat, und nicht wir selbst. Welch eine Provokation gegen alle Versuche, das Designerkind zu schaffen, nur gewünschtes, gesundes Leben als wertvoll anzusehen. Gott zu danken im Bekenntnis des Glaubens, sein Geschöpf zu sein und nicht das unserer Eltern, befreit beide Eltern und Kinder. Eltern schenken Kindern ihr Leben und werden beschenkt. Kinder können sich als Geschenk verstehen und nicht als Erfüllungsgehilfen für viele unerfüllte Wünsche ihrer Eltern. Welch eine göttliche Wahrheit, Schenkende und Beschenkte zu sein.
Im dritten ausgewählten Psalmabschnitt geht es um dieses Geschenk des Lebens aus der Hand des Schöpfers.
Psalm 139, 13-16
Du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe,
Ich danke Dir dafür,
dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind Deine Werke;
das erkennt meine Seele.
Es war Dir mein Gebein nicht verborgen,
da ich im Verborgenen gemacht wurde,
da ich gebildet wurde unten in der Erde.
Deine Augen sehen mich,
da ich noch nicht bereitet war,
und alle Tage waren in Dein Buch geschrieben,
die noch werden sollten und von denen keiner da war.
Welch ein Bekenntnis, welch eine Dankbarkeit, welch ein Glaube zeigt sich in dieser Ich-Aussage des Psalmisten: Danke mein Gott, dass Du mich wunderbar gemacht hast. Dieses als Zusage bei aller Endlichkeit unseres Lebens sagen zu können und für sich zu glauben als Gottes Gnade und Wahrheit beinhaltet einen Lebensmut gegen alle Widerfahrnisse, die auf uns warten. Denn: Deine Augen sehen mich: Von Gott gesehen werden, nicht übersehen werden befreit von Verzweiflungen und geglaubten Geringschätzungen durch Menschen. Welch eine Gnade vom Urteil anderer befreit zu sein und sich selbst als Gottesgeschenk zu glauben.